In dieser Serie zeigen wir Gesichter des Feminismus in Österreich und portraitieren Akteur*innen und Akteure* Adrineh Simonian hat die Opernbühne verlassen um die männlich dominierte Pornographie um eine weibliche Perspektive zu erweitern. Wir haben mit ihr über ihre Motivation, ihre Anfänge, die größten Herausforderungen und ihre Zukunftsvision gesprochen.
Was war deine Motivation, dich feministisch zu engagieren?
Die Beschäftigung mit Mainstream-Pornographie, aber vor allem was da hinter den Kulissen passiert, hat einen Motor in mir geweckt. Es war klar für mich, dass man da was machen muss, und zwar dringend!
Wie bist du da gelandet?
Eindeutig durch Patrick Catuz. Ich habe mich nie als Feministin bezeichnet. Der Grund war, dass ich ein Kind der frühen 70er bin. Mit dem Bild der Feministinnen von damals konnte ich mich nicht identifizieren. Ich habe mich dann jahrzehntelang nicht mehr mit Feminismus beschäftig, aber mein Leben selbstbestimmt gestaltet. Durch Patrick kam ich darauf, dass sich der moderne Feminismus sehr weiterentwickelt hat und es auch andere Strömungen gibt. Damit kann ich mich sehr gut identifizieren.
Ist Arthouse Vienna ein Vollzeitjob oder hast du noch andere Projekte?
Arthouse Vienna ist ist mein Vollzeitjob. Ich singe seit Jahren nicht mehr. Arthouse Vienna entwickelt sich rasant, und ich freue mich unendlich über diese Entwicklung und dass wir so viele Menschen erreichen, die sich so für das Thema interessieren.
Was sind die größten Herausforderungen, die sich in deinem beruflichen Alltag zeigen?
Die Aufgaben sind sehr vielschichtig. Wir produzieren in dem Sinne nicht nur die Filme. Es geht um so vieles mehr. Wir arbeiten sehr stark in ethischer Richtung. Man kann eigentlich sagen, dass wir diese Branche auf dem Kopf gestellt haben, und uns extrem darauf konzentrieren, eine Menschlichkeit und Ehrlichkeit hineinzubringen.
Das bedarf viel Respekt, Psychologie und Know-How, wie man eine Porno-Produktionsfirma aufbaut. Vertrauen und Ehrlichkeit sind große Eckfeiler dieser Firma. Ich muss vor allem viele Gespräche führen, um herauszufinden, was den Leuten gefällt, um Vertrauen aufzubauen, um einen Rahmen für die Art der Intimität zu schaffen, die wir aufbauen wollen. Mit anderen Worten: es geht um eine Neudefinierung der Pornographie. Oder besser gesagt diesem stigmatisierten Begriff eine andere Bedeutung zu geben.
Wo denkst du entwickelt sich das hin? Wird es in ein paar Jahren leichter sein, in dem Bereich zu arbeiten?
Wenn es darum geht, einzelne Menschen davon zu überzeugen: Ja! Auf jeden Fall. Ich sehe nur in der Politik und in der Gesellschaft, als auch in der Religion, eine extrem Bremse. Diese Bereiche sind kaum bereit sich produktiv damit zu beschäftigen, vor allem damit, was in den Nischen passiert. Sie sehen die Masse und versuchen durch verschiedene Mitteln die Entwicklung aufzuhalten. Sie verstehen aber nicht, dass man durch Verbote alles schlimmer macht und die Betroffenen in die Illegalität rutschen. Weiters muss uns klar sein, dass ein Staat von der Mainstream-Pornoindustrie extrem viel Geld durch Steuern erhält. Eine leider sehr verlogene Sache. Aber Arthouse Vienna kämpft dagegen an.
Ob wir in unserer Zeit die Politik und Gesellschaft überzeugen werden können? Denke nicht. Aber unsere Arbeit wird von Generation zu Generation weitergeführt werden. Es bewegt sich derzeit schon sehr viel. Kongresse,Veranstaltungen, Pornfilmfestivals, neue Produktionsfirmen, Podiumsdiskussionen, TV-Reportagen, etc. zeigen eine größeres Interesse der Menschen. In diesem Sinne haben wir ein gutes Gefühl.
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Adrineh Simonian hat eine erfolgreiche Karriere als Opernsängerin zurückgelassen, um eine neue, kunstvolle Art der Pornographie zu erschaffen. Sie hatte Engagements auf zahlreichen Bühnen, unter anderem in Berlin, Wien, München, Kopenhagen und Toulouse. Sie hat mit Patrick Catuz Arthouse Vienna gegründet und führt bei den Produktionen Regie.