Die feministische Bewegung hat das Bild der Frau verändert. Am Ende werden Strukturen aber nur nachhaltig aufgebrochen werden können, wenn sich auch Männer von ihren starren Rollenerwartungen lösen. „Feministischer Wandel braucht fürsorgliche Männer!“ tituliert die aktuelle Ausgäbe des Magazins an.schläge. Ein Pladoyer für Caring Masculinity.
Noch immer findet sich bei technischen oder wirtschaftlichen Ausbildungen ein weit höherer Männeranteil. In Sozial- und Bildungsberufen sowie in der Pflege sind sie leider immer noch in der Minderheit. Doch auch im Privatleben übernehmen Männer nur einen geringen Teil der häuslichen, sozialen und emotionalen Arbeit. Schon in jungen Freundesgruppen sieht man nach Parties die Frauen am Ende das Geschirr wegräumen, die Männer noch in Ruhe eine Zigarette rauchen. Männern „passieren“ Bekanntschaften, Frauen pflegen sie. Das drückt sich eben im „kümmern“ aus: Wer das Pausenbrot schmiert, Windeln wechselt oder die Eltern pflegt – es sind meist Frauen. Selbst wenn es sich um die Eltern des Mannes handelt.
Die wahre Krise des Mannes
Es handelt sich dabei um unbezahlte Arbeit, die aber nicht selten mit Stress und hohen Anstrengungen verbunden ist. Es würde aber nicht nur Frauen entlasten, wenn Männer ihren ihnen zustehenden Anteil übernehmen würden. Auch Männer würden profitieren. Fürsorge bringt Männern soziale und emotionale Kompetenzen näher. Es hilft ihnen, innere Konflikte besser zum Ausdruck zu bringen, zu lösen, sich auszutauschen oder auch nach Hilfe zu fragen.
Es könnte ein Schlüssel gegen die besorgniserregenden Zahlen von männlicher Depression (Suizidalität ist bereits ab 13 Jahren wesentlich höher), Gewaltbereitschaft und Alkoholismus sein. Fürsorge erhöht das Gesundheitsbewusstsein, dass bei Männern stark hinterher hinkt: Männer neigen zu mehr Risikoverhalten, Rauchen und Trinken mehr, holen sich seltener medizinische Hilfe oder Unterstützung bei seelischen Problemen. Die Folge: Eine wesentliche geringere Lebenserwartung.
Caring Masculinity
Mit „Caring Masculinity“ fand sich ein Begriff für ein neues, positives Männerbild, dass nicht im Widerspruch zu feministischem Wandel stehen muss. Jahrzehntelang wurde mit der „Krise der Männlichkeit“ immer wieder ein Katastrophenszenario und eine Sackgasse herbeiphantasiert. Man hatte Angst vor dem Ende der Männlichkeit. Welche das sein soll, konnte man nicht diskutieren, da es nur ein Bild davon gab. Dabei geht es bei Caring Masculinity gar nicht darum, alle Männer in eine Schublade zu packen, wenn auch eine neue, sondern die Möglichkeiten für Männer zu erweitern. Es ist eine (soziale, emotionale, …) Dimension, um die das Erleben und Verhalten von Männern erweitert werden sollte. In hoffentlich vielen verschiedenen positiven Männerbildern.
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Die aktuelle Ausgabe des Magazins an.schläge beschäftigt sich mit dem Thema Caring Masculinities. Weil feministische Arbeit in Österreich gerade unter Beschuss steht, unterstützt es doch gleich mit einem Abo! Hier gibt es alle Infos dazu.