Der Penis eines Mannes ist von allerlei Mythen umwoben. Vor allem auf die Größe komme es an. Doch es gibt sie in allen möglichen Formen und Größen, die deshalb nicht besser oder schlechter sind. Penisse sind genauso verschieden und vielfältig, wie Männer selbst. Und haben alle eine unterschiedliche Geschichte zu erzählen.
Penis Anthropologie
Genau damit beschäftigt sich das Projekt von Laura Dodsworth. In ihrem Buch „Manhood“ zeigt sie viele verschiedene Bilder von Penissen und erzählt die Geschichten ihrer Träger. Sie erzählen von Erwartungshaltungen und Erfahrungen mit ihrem Penis und mit Sexualität im Allgemeinen. Der Trans-Mann mit dem Hang zu „immer größer, immer besser“, genauso wie der Poet mit den Minderwertigkeitsgefühlen, weil er meint, sein Penis sei zu klein.
Für die Fotografin war die Beschäftigung mit dem Penis ein Medium zum eigentlichen Thema: Der Frage, was Männlichkeit eigentlich ist und welchen Bezug Männer dazu haben. Dafür fotografierte sie 100 Männer. Ob nun schüchterne Couch-Potatoes, erfolgreiche Manager oder auftrainierte Jungs – sie alle zeigen sich offen und verletzlich. Sie begeben sich immerhin in einen sehr intimen Rahmen, stehen ungeschützt vor der Kamera.
Selbstzweifel im Kern männlicher Sozialisation
Aber auch in den Interviews entblößen sie sich, sprechen über ihre Geschichte. Laut Dodsworth hätten viele Männer Unsicherheiten oder sogar Schamgefühle. Meist geht es um die Größe, aber auch Zweifel an ihrem sexuellen Potential oder Performance verunsichern die Männer. Dahinter versteckt sich aber oft einfach nur ein schlechtes Selbstbild oder ein schlechter Bezug zu Männlichkeit. Viele sprachen über das problematische Verhältnis zu ihrem Vater, der uninteressiert, aggressiv oder schlicht abwesend war. Die traditionelle Rolle von Männlichkeit ist nicht unbedingt eine verständnisvolle, zärtliche, fürsorgliche. Das trifft insofern auch auf traditionelle Väter zu. Für die Söhne kann der Selbstbezug ein steiniger Weg werden. Mitunter ein Leben lang.
Zeigen wir Männern, dass sie Wertschätzung nicht nur nach gezeigter Leistung oder Status verdient haben, sondern, dass wir sie als Menschen respektieren. Das könnte damit beginnen, Jungs fürsorgliche männliche Bezugspersonen zu liefern. Aber auch, Jungs und Männern zu zeigen, dass sie nicht genormten Bildern entsprechen müssen. So arbeiten wir Stück für Stück toxischer Männlichkeit entgegen. One dick at a time!